Der Henker kriegt den Kopf nicht ab
Die Totenmaske der Kindsmörderin und ihr letztes Geheimnis
Von JÜRGEN HELFRICHT, erschienen in der BILD am 21. Januar 2023
Dresden- der Gipsabdruck des Gesichts einer Frau ruht neben Schädeln und Mumienköpfen im Institut für Anatomie in Leipzig. Es ist die Totenmaske der Mörderin Johanne Christiane Henriette Rehn (1822-1852). Vor 170 Jahren wurde - sie so enthüllt ein gerade erschienenes Buch – als letzte in Sachsen per Schwert und öffentlich hingerichtet. Dabei passierte dem Henker auf dem Dresdener Alaunplatz solch Missgeschick, dass man fortan nur noch per Guillotine köpfte.
Die in Markersbach zwischen Sächsischer Schweiz und Erzgebirge geborene Magd hatte 1842 und 1846 schon uneheliche Kinder zur Welt gebracht. Sie lebten in fremden Familien. Heimatforscher Matthias Schildbach (45) „Vom 8 Jahre jüngeren Gutsbesitzer-Sohn in Wilmersdorf geschwängert und darauf entlassen, suchte sie mit der 1849 geborenen Tochter Amalie Auguste in Dresden ihr Glück.“ Dort fand sie als Schankmagd im „Churfürstens Hof“ Elbgässchen 6, Arbeit. Als sie sich in einen Soldaten verliebte und ihr die Tochter lästig wurde warf sie die Kleine am 4.Mai 1852 in eine Jauchengrube. Da ihr die Gastwirtin Diebstähle nachwies und Nachbarn das Kind vermissten, kam der Mord schließlich ans Tageslicht.
Nach Verurteilung zum Tode machte selbst Sachsens König von seinem Gnadenrecht keinen Gebrauch. Zur öffentlichen Hinrichtung am 11. September 1852 an jener Stell, an der heute die Kinderkrippe „Pusteblume“ steht, pilgerten Tausende.
Von den Gerichtsdienern wurde Rehn auf das extra für 60 Taler gezimmerte Blutgerüst geschleift. Henker Samuel Fritzsche in seiner ledernen Kutte ließ die Klinge des Gewaltigen Richtschwertes herabsausen. Doch der Hieb misslang. Weitere zwei Male musste der Henker zuschlagen, ehe die Frau enthauptet war…